Ausgangspunkt für das Projekt „DiBs – Digitale Beziehungsarbeit stärken“ war die Annahme, dass zukünftig viele Jugendliche nicht mehr in den Jugendeinrichtungen anzutreffen sind und andere möglicherweise erst über digitale Formate erreicht werden können. Gemeinsam mit der Jugendagentur gGmbH haben wir es uns zum Ziel gesetzt, VertreterInnen einschlägiger Berufsgruppen wie SozialarbeiterInnen, SchulpsychologInnen und BeratungslehrerInnen zu befähigen, im digitalen Raum Beziehungen zu den Jugendlichen aufzubauen und mit ihnen in einen intensiven Austausch zu kommen. Die aufgebauten Kompetenzen sollten anschließend entsprechend multipliziert und weitergeben werden. Unterstützt wurde das Projekt durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF).

Projektablauf

Zum Einstieg erhielten die mittlerweile zertifizierten DiBs-Trainer eine Basisqualifizierung orientiert an unserem Konzept „Playdaktik© digital: Facilitation im digitalen Raum“. Im Anschluss wurde in Kleingruppen im Rahmen von Konzeptwerkstätten intensiv an vier verschiedenen Themen gearbeitet, die als Einstieg in den Austausch mit den Jugendlichen gewählt wurden. Im Fokus stand dabei die Frage, wo ein direkter Kontakt der Zielgruppe zu einem bestimmten Thema besteht oder wie entsprechende Relevanz der Themen für die Teilnehmenden geschaffen werden kann. Für jedes dieser Themen wurde eine zentrale spielerische Intervention gestaltet, die in ein entsprechend passendes Gesamtkonzept eingebettet wurde. Die Teilnehmenden hatten so die Möglichkeit, Teil eines Entwicklungsprozesses zu sein, der für uns von Playful Insights alltäglich ist. Die Themen der Module wurden auf Grund von Aktualität, der Relevanz für die Zielgruppe und Relevanz für den Projektträger ausgewählt. Als zeitlicher Rahmen für die Durchführung wurden jeweils 90 Minuten angenommen. Alle vier Konzepte sind so aufbereitet, dass sie ohne großen Aufwand eingesetzt werden können. Der letzte Schritt der Zertifizierung war die Multiplikation der entwickelten Konzepte.

Umwelt, Klima und ich

Dass wir uns global mitten in einem menschengemachten Klimawandel befinden, ist wissenschaftlich betrachtet mittlerweile Konsens. Die Herausforderung besteht jedoch darin, den Zugang zu diesem Thema zu vereinfachen und auch für Jugendliche nicht nur als globales und nicht konkret greifbares Problem aufzuzeigen, welches im eigenen Alltag meist (noch) nicht direkt spürbar ist. Als persönlicher Einstiegspunkt wurde daher der eigene Kleiderschrank gewählt: „Wie viele Kleidungsstücke befinden sich darin?“ Nach den individuellen Antworten steht dann ein einfaches Baumwoll-T-Shirt im Fokus. In mehreren Schritten rekonstruieren die Teilnehmenden die verschiedenen Schritte der Produktion bis zum Lebensende eines T-Shirts und verorten diese auf einer Weltkarte. Wie viele Kilometer legt ein T-Shirt im Laufe seines Lebens zurück? Das Ergebnis ist Anlass genug für einen intensiven Austausch über das Thema Umwelt und Klimaschutz – und der Ausgangspunkt dazu befindet sich hundertfach bei jedem zu Hause.

Demokratie

Die meisten von uns schätzen die Vorteile, die uns die Demokratie bietet: freie Meinungsäußerung, die Wahl zwischen verschiedenen Parteien und die Möglichkeit, selbst eine Partei zu gründen. Ein freies und transparentes Wahlsystem, schriftlich festgehaltene Rechte und Pflichten, die für alle gelten, unabhängig von Alter, Religion oder Beruf sowie eine neutrale und unabhängige Gerichtsbarkeit. Aber ist uns immer bewusst, wie fragil dieses System ist? Die für das Thema Demokratie entstandene Methode provoziert mit sehr einfachen Mitteln eine Diskussion, die schnell an die Grundsätze unseres Zusammenlebens gehen. Die Frage lautet nämlich: „Auf welches der genannten Elemente der Demokratie könntest Du am leichtesten verzichten?“ Aus der angestoßenen Diskussion ergeben sich neben einem gemeinsamen Verständnis der verschiedenen demokratischen Elemente auch systemische Argumentationen. Im Austausch geht es um die Frage, was uns wirklich wichtig ist, wo wir bereit sind, ggf. Abstriche zu machen. Und gleichzeitig geht es um die Frage, ob wir bereit sind, für diese Werte auch einen Einsatz zu bringen.

Kommunale Jugendbeteiligung

„Wenn ich mir in meiner Gemeinde/Stadt etwas wünschen dürfte: Was sollte dringend geändert werden?“ Ausgehend von dieser Überlegung und möglichen Hindernissen werden gemeinsam Wege diskutiert, dennoch ans Ziel (oder dem Ziel zumindest näher) zu kommen und selbst wirksam zu werden. Auch wenn viele mögliche Aktionen und Strategien zur Auswahl stehen, der Fokus liegt darauf, den Jugendlichen zuzuhören und deren Perspektive, deren Wünsche und Emotionen zu verstehen. Und gleichzeitig gemeinsam zu überlegen, wie sie dabei unterstützt werden können, das vor allem durch Erwachsene geprägte kommunale System zu „bespielen“.

Umgang mit Informationen im Netz

„Welchen Informationen kann man vertrauen und ab wann kann man von Fake News sprechen?“ Je mehr Zeit wir im Internet verbringen und je mehr Informationen über soziale Netzwerke und nicht über unabhängige Medien bezogen werden, desto wichtiger ist es, Nachrichten und Informationen hinsichtlich ihres Wahrheitsgehalts, ihrer Herkunft und der Intension des Erstellers einordnen zu können. Zu unterscheiden sind nicht nur seriöse und unseriöse Meldungen, es gibt auch legitime Meinungsäußerungen oder die Aufbereitung von Informationen als Unterhaltung (Memes). Im Modul „Umgang mit Informationen im Netz“ wird diese Thematik ausgehend von den eigenen Erfahrungen der Teilnehmenden aufbereitet und diskutiert. Die zentrale Aufgabe der Teilnehmenden besteht zunächst darin, eine Auswahl an Nachrichten und Beiträgen in verschiedene Kategorien einzusortieren. Anhand dessen werden eigene Erfahrungen diskutiert und gemeinsam mögliche Mechaniken und Indizien für seriöse und unseriöse Nachrichten herausgearbeitet. Das Modul wird abgerundet durch die News-Werkstatt. Die Teilnehmenden erarbeiten zu einem Thema je einen seriösen und einen unseriösen Post. Welche Gruppe schafft es, die anderen auf Glatteis zu führen?

Unser Beitrag von Playful Insights

Neben der Sensibilisierung für dieses relevante Thema steht vor allem der Austausch zu den eigenen Online-Erfahrungen im Fokus. Die Übungen sind vor allem dazu da, einen entsprechenden Einstieg in das Thema zu ermöglichen.

Zusammengefasst bestand unsere Aufgabe von Playful Insights darin, ausgehend von unseren Erfahrungen und unserem Wissen das Projekt in den folgenden Bereichen zu gestalten:

  • Begleitung von Menschen in den digitalen Raum sowie Befähigung zum Einsatz vielseitiger spielerischer und visueller Methoden
  • Qualifizierung von Teilnehmenden für die selbstständige Beziehungsarbeit im digitalen Raum
  • Entwicklung spielerischer Interventionen, um komplexe Themen und Fragestellungen diskutierbar zu machen
  • Befähigung der Teilnehmenden, vorhandene spielerische Interventionen auf einen neuen Kontext oder eine neue Zielgruppe anzupassen und anschließend einzusetzen

Bei Interesse an den Konzepten oder bei Fragen freuen wir uns über eine Nachricht oder einen Anruf.

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